Exhibition
in Baden / Switzerland
In der Ausstellung “von kleinen Atomen und grossen Geschichten” im Trudelhaus Baden werden drei zeitgenössische malerische Positionen kombiniert, die alle ein eigenständig entwickeltes Werk präsentieren und doch gewisse Gemeinsamkeiten oder Überschneidungen aufweisen.
Barbara Ellmerer hat sich seit vielen Jahren mit Pflanzen, Blüten und deren biologischen Verwandtschaften malerisch auseinandergesetzt. In ihren neusten Arbeiten geht sie in einen für den Menschen nur noch mit Hilfsmitteln wie dem Elektronenmikroskop sichtbaren Bereich, lotet das innere der Zelle aus und zeigt uns das Thema Pflanzen, wie wir es noch nie gesehen haben.
“Organell Margulis” sind die Bilder betitelt, ein Begriff, den primär Biologen verstehen werden und sich auf die Zellstrukturen der Pflanzen bezieht. Die winzigen atomaren Strukturen werden grossformatig gemalt, zeigen eine bewegte, pulsierende Welt eines normalerweise unsichtbaren Mikrokosmos. Dieser kleinste Raum des Lebens gleicht einmal einer fluiden schillernden Unterwasserwelt, dann wieder einem surrealen Blumengesteck, bei dem sich Teile gelöst haben und davon zu schweben scheinen.
Malerisch gekonnt wechseln sich bei Barbara Ellmerer grosszügige Verläufe mit pastosen Pinselstrichen ab, die Eigenbewegung der Malerin beim Prozess bleibt stets spürbar.
Helena Wyss-Schefflers Bildideen entstammen zunächst eigenen Erlebnissen aus ihrem nächsten Umfeld. Eine Autoreise nach Kroatien, eine Erinnerung an ein Interieur und ein Besuch eines Abfallplatzes werden zu Bildthemen. Die Malerin bedient sich der Aquarelltechnik, schafft mit lasierendem Farbauftrag eine Luftigkeit, die einen Vergleich zu unserer Erinnerungsfähigkeit zulässt. Einige Stellen verblassen oder verfliessen, anderes wird deutlich hervorgehoben. Was bleibt, muss nicht immer das Wichtigste sein. Manchmal schiebt sich auch scheinbar Unwesentliches in den Vordergrund. Grosse Geschichten können auch mit unscheinbaren Details erzählt werden.
Helena Wyss-Scheffler erlaubt sich starke farbige Verfremdungen und hat ein Flair für Texturen und Oberflächen. In einer Bilderinstallation entwickelt sie daraus ein verspieltes Objekt aus Keilrahmenleisten und gemalten Textilstrukturen.
Bei Paul Takács scheinen wir ganz beim Erzählerischen angelangt zu sein. Eine kostümiert wirkende Figur mit einem Eichhörnchen um den Hals schaut auf uns Betrachter mit mürrisch melancholischem Blick. Mag man als Betrachter dem Blick der gemalten Figur standhalten?
In einem weiteren Bild schauen uns zwei Augen aus einer blau gesprayten Wolke an. Hat das eine Auge nicht eben gezwinkert? “Dunkel in Yonkers” nennt Paul Takács seine Serie. Yonkers, ist das nicht der Stadtteil von New York, von dem manchmal schauerliche Geschichten erzählt werden?
Paul Takács ist aber nicht nur Geschichtenerzähler, er lotet für sich auch immer wieder die Malerei neu aus. Köpfe aus Beton und Farbe verwischen die Grenze zwischen Skulptur und Malerei. Ölfarbe wird bei ihm mit Spray kombiniert und die schnelle Bewegung des Pinsels lässt er manchmal offen stehen.
Was ist das wichtigste Gemeinsame in dieser Ausstellung? Man könnte mit einem Satz von Paul Klee antworten: “Die Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar”.
Esther Amrein und Christian Greutmann, Kuratoren TRUDELHAUS Ausstellungsraum
Öffnungszeiten Fr 14 – 17 Uhr, Sa/So 11 – 17 Uhr
Ausstellungsdauer 28.04. – 02.07.2023
Location:
Kunst im TRUDELHAUS
Obere Halde 36
5400 Baden
Switzerland