Exhibition

in Aarau / Switzerland
26.08.2017 - 12.11.2017 10:00 - 17:00
CARAVAN 3/2017 - Arthur Fouray

Arthur Fouray siedelt sich mit seinen Arbeiten im Foyer des Aargauer Kunsthauses an – und zwar wortwörtlich an der Schnittstelle zwischen Innen- und Aussenraum. Die markante Fensterfront ist Ausgangspunkt seiner ortsspezifischen Installation, in der er mit architektonischen Begebenheiten des Foyers wie auch dessen Nutzung als Begegnungsort spielt.

Arthur Fouray vereint in seinen Arbeiten die Ansätze wichtiger wie gegensätzlicher avantgardistischer Kunstströmungen des 20. Jahrhundert – die des Ready-mades, des Minimalismus und der monochromen Malerei. Ebenso setzt sich der in Lausanne ausgebildete Künstler intensiv mit dem vergangenen und aktuellen Kunstgeschehen auseinander. Sein Schaffen steht nie isoliert für sich allein, sondern stets in Relation zu Bestehendem, das er akribisch auf mögliche Anknüpfungspunkte analysiert. Diese wiederum bilden die Basis eigener Konzepte, die er auf seine fortlaufenden Werkserien anwendet.

Arthur Fourays Objekte und Gemälde, so minimalistisch sie sich auf den ersten Blick präsentieren, bauen auf einem vielfältigen Referenzsystem auf, wie seine Gemäldeserie “#aaafff”. Der Titel verweist sowohl auf die Initialen des Künstlers als auch auf den Farbton, den viele seiner Werke aufweisen. Der siebenstellige Code “aaafff” steht im computergestützten Farbsystem, auf das sich Fouray bezieht, für ein genau definiertes, leuchtendes Hellblau. Diese Farbnuance weisen alle seine monochromen Malereien dieser Serie auf. Er kehrt jedoch die modernistische Maxime, dass sich die Kunst nur auf sich selbst beziehen soll, um und “füllt” die Gemälde mit Inhalt auf – und zwar im wortwörtlichen Sinne. Hinter der Leinwand sind unterschiedlichste Gegenstände, persönliche Erinnerungsstücke und allerlei Kuriositäten untergebracht – so auch der japanische Spielzeuglastwagen mit Aquarium, der die CARAVAN Einladungskarte ziert. Meist sind die Objekte versteckt und entziehen sich dem Auge des Betrachters und nur selten sind die Bilder so gehängt, dass sie ihr Innenleben preisgeben. Fouray erinnert damit an die beispielsweise von der Minimal Art propagierte Auffassung von Malerei als Objekt, treibt diese aber einen Schritt weiter. Er bezeichnet seine Gemälde als “Interfaces” – ein Begriff, der uns vor allem aus der digitalen Welt bekannt ist und die Schnittstelle zwischen zwei Systemen beschreibt, über welche die Kommunikation vonstattengeht.

Für seine Installation in der CARAVAN-Ausstellungsreihe für junge Kunst treibt Arthur Fouray seine Werkserien weiter. Für das Foyer des Aargauer Kunsthaus entwickelt er – einerseits in Auseinandersetzung mit der Architektur von Herzog & de Meuron und andererseits mit der Nutzung des Foyers durch die Museumsbesucher/-innen – eine ortsspezifische Intervention. Den prägnanten Fensterfrontspitz neben dem Eingang verhüllt der Künstler mit bunten Vorhängen aus Baumwolle. Das Material wurde in den 1960er-Jahren in den USA von den Abstrakten Expressionisten eingeführt und machte der Leinwand als klassischem Bildträger Konkurrenz. Aus dieser Baumwolle fertigt Arthur Fouray Duvets, Kissenbezüge oder eben Vorhänge, die wiederum Träger monochromer Farbflächen sind.

Das vielfältige Referenzsystem Arthur Fourays ist nicht nur formal nachvollziehbar, häufig findet dieses eine explizite Erwähnung, etwa durch die Nennung der Kunstschaffenden, welche bei einer Arbeit Pate standen: Andy (Warhol) taucht auf, Kasimir (Malewitsch) oder (Robert) Morris. Die Installation in Aarau wurde, wie uns der Titel verrät, von einer Werkgruppe des kubanischen Künstlers Félix Gonzalez Torres (1957-1996) inspiriert. Ende der 1980er-Jahre arrangierte dieser bodenlange transparente hellblaue Vorhänge im Ausstellungsraum, die mit dem Beititel “Loverboy” versehen auf die Liebesbeziehung zweier Männer anspielten. Kennzeichnend für Gonzalez Torres ist die poetisch minimale Übersetzung eines (damals) gesellschaftlich brisanten Themas. Die Vorhänge sind auch bei Fouray Mittel der Inszenierung. Ihnen vorangestellt ist ein Werk aus der Serie “#aaafff”. Das Gemälde, das frei auf dem Boden steht, trägt zum Foyer hin den titelgebenden Blauton, während die Rückseite mit einem Spiegel überzogen ist. Tritt der Besucher hinter das Gemälde, so wird die Fensterfront zur Bühne und der Betrachter der Protagonist dieser Inszenierung.

Arthur Fouray, geboren 1990 in Paris, lebt und arbeitet in Paris. 2010-2015 Masterstudium an der ECAL in Renens (VD). Er hat den Kunstraum Silicon Malley in Lausanne 2015 mitgegründet und seit 2016 ist er Co-Kurator des DOC Paris.

Bisherige Einzelausstellungen
“2080”, ZQM Berlin (2017); “Spectre”, Quark, Genf (2015); “Osmosis”, La Placette, Lausanne (2015)

Bisherige Gruppenausstellungen (Auswahl)
Arthur Fouray, Baker Wardlaw, Joy de Rouvre, Genf (2016); “Cruising”, Salts Basel (2016); Kiefer Hablitzel Preis, Swiss Art Awards, Basel (2016); “Accrochage Vaud”, MCBA, Lausanne (2016); “Tous les tableaux sont à l’envers”, Circuit, Lausanne (2016); “Life is a Bed of Roses (un roman)”, Fondation Ricard, Paris (2015); “Dear Peggy”, Treize, Paris (2013)

Publikationen (Auswahl)
“SCREEN”, Künstlerbuch, Tombolo Presses, 2015; “M”, Künstlerbuch, Micronaut 2015

Kuratorinnen: Yasmin Afschar und Katrin Weilenmann, Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen, Aargauer Kunsthaus

Öffnungszeiten Di-So 10 – 17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr

www.aargauerkunsthaus.ch

Location:
Aargauer Kunsthaus
Aargauerplatz
5001 Aarau
Switzerland

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