Exhibition

in Berlin / Germany
26.11.2016 - 21.01.2017 11:00 - 18:00
Chen Ruo Bing, Martin Streit, Michael Toenges, Peter Tollens, Josef Wolf - Cologne - Berlin - Cologne

“Berlin ist arm, aber sexy.” Das war einmal. Nicht mehr nur Berlin ist arm und mit dem Armsein lässt sich nicht mehr kokettieren. “Berlin ist arm, aber sexy.” will ja auch sagen: Berlin ist aktiv, kreativ, lebendig. Was die anderen an Geld haben, hat Berlin an Potential. Von überall her kommen junge Ideen in die Stadt, immer neue Startups werden gegründet und langsam wächst der Wohlstand. Während er in anderen Gegenden Deutschlands schwindet. Eine Fahrt durch das Ruhrgebiet führt durch dramatisch verarmte Städte. Wird es nun dafür dort sexy? Lohnt es sich, wieder nach Köln zu blicken, nachdem Berlin viele Jahre lang der einst führenden Kunststadt den Rang ablief? Die Ausstellung hat sich das vorgenommen.

Cologne – Berlin – Cologne, von Köln nach Berlin und zurück reisen die Künstler Chen Ruo Bing, Martin Streit, Michael Toenges, Peter Tollens und Josef Wolf.

Es lohnt sich schon deswegen nach Köln und Düsseldorf zu blicken, weil es dort gute Lehrer gibt, die künstlerisches Potential anziehen. Martin Streit und Chen Ruo Bing haben bei Gotthard Graubner studiert, Chen (*1970 China) kam wegen ihm 1992 aus China nach Düsseldorf, wo er seither lebt und arbeitet. Die dünnflüssige, Farbe wie Tusche verwendende Malweise Graubners kam dem in der chinesischen Tuschemalerei Ausgebildeten entgegen. “Die Leere des Bildes, ist die Quelle der Sinnhaftigkeit.”, ist sein Leitspruch. Farbe wird nicht als Material, sondern als Lichtträger angesehen, das Licht dringt an die Oberfläche aus der Mitte des Bildes oder an den Rändern der auf die Fläche gesetzten runden und ovalen Formen.

Martin Streit (*1964 Koblenz, lebt in Köln) macht das Licht zum Thema unter Verzicht auf Pinsel und Leinwand. Er verwendet von ihm eigens entwickelte transportable camera-obscura-Gehäuse mit digitalem Rückenteil zur Herstellung seiner in der Ausstellung gezeigten fotografischen Arbeiten. Bei der camera obscura fällt durch ein Loch oder eine Linse Licht in einen dunklen Raum und erzeugt auf dessen Rückwand ein seitenverkehrtes, auf den Kopf stehendes Abbild. Das physikalische Phänomen transformiert Streit durch verschiedene Grade von Unschärfe in ein poetisches. Nur durch Licht erzeugt entsteht ein malerisches Bild.

Gotthard Grauber hat früh die Entwicklung zur Leichtigkeit vorweggenommen – in seinem Spätwerk wieder zurückgenommen. Denn Köln stand lange nicht für Leichtigkeit. “Schwer” verband sich mit dem Gebiet: Schwerindustrie, schwere körperliche Arbeit in den Bergwerken. Kein Wunder, dass die ältere Künstlergeneration Schwere in ihre Arbeiten einfliessen lässt.

In Michael Toenges (*1952 Pfaffenhofen/Ilm, lebt in Köln) ist die Farbe wirkliches Material mit Volumen und Dichte. Pinsel und Spachtel hinterlassen darin Furchen, Täler und Grate – und trotzdem: Trotz der Schwere des Farbmaterials stellt sich beim Betrachter das Gefühl von fliegender, schwebender Dynamik ein. Die massiven Pinselstricke verraten Verve und Energie, sie streben dem Rande zu, sie wollen hinaus aus dem Bild und die Farben sind licht. Schwer muss nicht schwer sein.

Wie auch die wie Findlinge wirkenden, rohen Steine des Bildhauers Josef Wolf (*1954 Andernach, lebt in Köln) nicht verraten wie schwer sie in Wirklichkeit sind, wenn sie schlank und elegant vor dem Betrachter stehen. Der Schein trügt.

Wenn der Maler mit Farbe einen Strich macht, beginnt er damit, Schein zu erzeugen. Aber auch die Farbe selbst hat Wirklichkeit, sie hat das Leben der Maler geprägt, wurde ihnen auch zum Verhängnis, nur der Betrachter weiß nichts davon, er sieht die wirkliche Farbe nicht. Peter Tollens (*1954 Kleve, lebt in Köln) macht das zum Thema: Keine Illusionen, scheint er zu sagen, Farbe ist Farbe sonst nichts. Und was ist Farbe überhaupt? Mit dem Bild, das er malt, scheint er gleichzeitig die Frage zu stellen. Das Bild gibt Antwort. Ein Zwiegespräch entspinnt sich mit jedem Pinselstrich. Raum entsteht, Zeit vergeht und wird festgehalten, eine Struktur bildet sich und bringt Ausdruck, Werte und Überzeugungen spiegeln sich darin wieder, die Farbe bringt Klang und Stimmung. Mit dem Verzicht auf Illusion und die Reduktion auf die Farbe selbst, wird offenbar: Farbe und Malen ist der Maler selbst, sie sind Teil seines Körpers, seiner Gefühle und seiner Wahrnehmung. Der Maler kann sich nirgendwo in seinem Bild verstecken.

Öffnungszeiten Di-Fr 11 – 18 Uhr, Sa 11 – 16 Uhr

www.galeriesusannealbrecht.de

Location:
Galerie Albrecht
Charlottenstrasse 78
10117 Berlin
Germany

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