Exhibition

in Zürich / Switzerland
30.08.2018 - 13.10.2018 00:00
Christoph Eisenring - Vereinzelte Ähnlichkeiten

Die Galerie Wenger freut sich die neue Saison mit einer Einzelausstellung des aufstrebenden Schweizer Künstlers Christoph Eisenring (*1983 in Winterthur) zu eröffnen. In einer vielseitigen Gesamtschau werden frühere sowie aktuelle Werke des Künstlers präsentiert. Bereits der Titel “Vereinzelte Ähnlichkeiten” regt zum Nachdenken an und ist ein erster Hinweis darauf, was die Ausstellungsbesucher erwartet.

In Christoph Eisenrings Werken ist nichts so, wie es scheint. Mittels minimaler Eingriffe suggeriert er dem Betrachter seiner Fotografien, Plastiken und Zeichnungen eine Realität, die sich erst beim genauen Hinsehen als Sinnestäuschung erweist. Lässt man sich jedoch darauf ein, wird man mit einem Erkenntnisgewinn belohnt. So auch in der Ausstellung “Vereinzelte Ähnlichkeiten”. Direkt beim Eingang links wird der Betrachter mit der Arbeit “Kreuz und Plus” konfrontiert. Einer Wandzeichnung, die aus der Distanz gesehen ein Pluszeichen aus zwei feinen Bleistiftlinien darstellt. Aus der Nähe betrachtet, ergibt sich ein anderes Bild: Das Plus ist mit einer weiteren hauchdünnen Linie umrandet und wird so zum Symbol eines Kreuzes. Aus einer gewissen Distanz beginnen die Linien zu “flimmern” und die Grenze zwischen den beiden Formen verschwimmt.

Christoph Eisenrings Werke bestechen durch ihre radikale Reduktion in Form und Farbe. Dennoch sind seine Arbeiten sehr sinnlich. Der Künstler verwendet primär schwarz und weiss und deren Nuancen. Zudem bevorzugt er Motive in diesem Kolorit, wie beispielsweise ein weisses Ei. Eisenring geht immer an die Grenze des Sichtbaren. Ihn interessieren unscheinbare, alltägliche, ja elementare Dinge, die seit Ewigkeiten existieren und denen kaum Beachtung geschenkt wird. So zeigt beispielsweise die Einladungskarte der Ausstellung das Bild zweier länglicher getrennter schwarzer Formen auf einer vertikalen Linie – es ist der persönliche Abdruck der Handkante des Künstlers.

Eisenring benützt unterschiedliche Medien, wie z.B. die Fotografie, den Scherenschnitt, die Zeichnung, den Abdruck sowie auch den Gips-Abguss, mit diesen arbeitet er minimalistisch. Für die Ausstellung hat der Künstler einige kleinformatige Arbeiten geschaffen, darunter das Werk “Knäuel”, 2017, präsentiert auf einem Sockel. Was auf den ersten Blick wie ein echtes weisses Schnurknäuel aussieht – man sieht detailliert jeden Faden – ist das Resultat eines zuvor in Silikon gegossenen Objekts. Der Betrachter sieht sich mit einer “Umkehrung” des Originals konfrontiert. Das Spannende hierbei: Die Schnur mit ihrer Charakteristik, zu einem Knäuel geformt, bleibt erhalten und für den Betrachter spürbar, obwohl sie längst abgewickelt und verschwunden ist.

Ein weiteres Beispiel für Eisenrings subtile Sinnestäuschungen stellt die Fotografie “O’Eye” dar. Diese zeigt eine Perle in der Mitte eines ovalen Rahmens, die in Wirklichkeit ein von oben abgelichtetes Hühnerei ist. Oder das Werk “Thumbnail”, 2017, das gleichzeitig irritiert wie amüsiert. Eisenring hat hier von seinem linken Daumen einen Tonabdruck erstellt und diesen im noch weichen Zustand mit einem Nagel in die Wand gehauen, so dass er sich verformt.

“Was ist ein Kunstwerk?” “Wie lässt es sich definieren?” “Und wie steht der Künstler dazu?”.

Jedes Werk von Christoph Eisenring stellt diese grundsätzlichen Fragen. Es verlangt vom Betrachter sich jeweils neu auf die einzelne Arbeit einzulassen und sein eigenes Sehen zu hinterfragen. Dies gelingt auch mit der Installation “Insel für Walter”, 2018. Das Werk, das sich im Kubus, im hinteren Teil der Galerie, befindet, besteht aus einem 160 x 160 cm grossen Chromstahlbecken, darin ein 12 cm hohes Quadrat gefüllt mit schwarzer Tinte. Von der Decke hängt ein Senklot, dessen Metallspitze in der Flüssigkeit verschwindet. Nur die Halbkugel, die das Lot abschliesst, bleibt sichtbar. Das Werk entstand in Anlehnung an die Arbeit “Der vertikale Erdkilometer” des Künstlers Walter de Maria zur documenta 6, 1977 in Kassel. Wie bei de Maria, entzieht sich auch das Werk Christoph Eisenrings ständig der Wahrnehmung und zwingt den Betrachter dazu, es in seine eigene Vorstellung zu verlagern.

Christoph Eisenring (*1983 Winterthur) studierte von 2005 bis 2008 an der Hochschule der Künste in Bern und ab 2011 an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel, wo er 2013 mit einem Master of Fine Arts abschloss. Seit 2007 werden seine Arbeiten in diversen nationalen und internationalen Gruppen- und Einzelausstellungen präsentiert. Für sein Schaffen erhielt der Künstler 2017 den Manor Kunstpreis des Kantons Zürich, gefolgt von einer Einzelausstellung im Kunstmuseum Winterthur. Seine Werke sind in verschiedenen nationalen und internationalen Sammlungen vertreten. Christoph Eisenring lebt und arbeitet in Winterthur und Schaffhausen.

Im Kabinett der Galerie sind neue Papierarbeiten der Künstler Frank Badur, Jo Schöpfer und Peter Tollens zu sehen.

Öffnungszeiten Mi-Fr 12 – 18 Uhr, Sa 11 – 16 Uhr, und nach Verabredung

www.galeriewenger.com

Location:
Galerie Wenger
Mühlebachstrasse 12
8008 Zürich
Switzerland

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