Exhibition

in Biel/Bienne / Switzerland
29.01.2017 - 26.03.2017 12:00 - 18:00
Delphine Reist - Mitarbeiter denken positiv

Die Einzelausstellung von Delphine Reist (*1970, CH) beleuchtet ein gesellschaftliches Modell, das vor dem scheinbaren Kollaps steht. Hierfür untersucht die Genfer Künstlerin mit Installation und Video die Auswirkungen der Globalisierung, Rationalisierung und Automatisierung unserer Wirtschaft. Mit einer Fabrik vergleichbar, die aus Fertigungsanlage, Treibstoffreserve, Werkzeuglager, Büros oder Umkleideräumen besteht, erinnert die Ausstellung an einen seltsam entrückten Produktionsort. Ein Ölfass rollt unentwegt durch den Raum, Behälter für synthetischen Schaum sind zur Explosion gebracht worden oder Schreibtischstühle kreisen um ihre eigene Achse. Durch die Transformation von Alltagsgegenständen in unzweckmässige Apparate hinterfragt die Künstlerin unsere technisierte Umwelt und ihre selbsterhaltende, inhaltslose Eigendynamik. Effizienz übersetzt sich in Ironie, Funktionalität in Schalk. In ihrer umfangreichsten Präsentation bisher lässt Delphine Reist das Bild einer Ökonomie entstehen, die den Fortschrittsgedanken hinter sich gelassen hat und sich in leerlaufendem Aktionismus verliert.

Weit abseits der nüchternen Ausstellungsräume des Kunstbetriebes, an Orten wie stillgelegten Industriehallen, brachliegenden Baustellen oder leergeräumten Bürokomplexen, begann Delphine Reist ihre künstlerische Entwicklung. Sie liess Einkaufswagen auf einem Parkplatz zum Rotieren bringen oder Leuchtstoffröhren wie von selbst aus ihren Halterungen fallen. Bis heute zeichnet sich ihre Arbeitsweise durch die Aneignung und Verfremdung von Gegebenheiten vorgefundener Räume aus. Als Reaktion auf die aktuelle Weltwirtschaft setzt die Künstlerin Werke aus fünfzehn Jahren zueinander in Beziehung, um Aspekte wie Energiedebakel, fehlgeleitete Produktionsabläufe, sinnentleerte Verwaltungsjobs oder ambivalenter Positivismus in den Fokus zu rücken.

Das Werk “Parking”, 2003 ist eines ihrer ersten Werke und zeigt ein Auto, das sich selbstständig startet und ansatzweise in Bewegung setzt. Die missglückten Startversuche des Fahrzeugs erscheinen wie letzte Zuckungen eines überholten Wohlstandssymbols, dem der Treibstoff ausgegangen ist. Öl als Lebenselixier der Zivilisation, die sich in eine zunehmend prekäre Zukunft bewegt, ist Thema einer weiteren Arbeit aus ihren Anfängen. “Baril”, 2002, ist ein leeres Ölfass, das unentwegt durch den Raum rollt. Angetrieben durch einen Motor und ein elektronisches System im Inneren, dreht es sich um die eigene Achse, wendet, wenn es an eine Wand gerät, und rollt unbeholfen auf die nächste zu.

Die Beziehungen zwischen Überwachung und Freiheit, Ordnung und Misswirtschaft kommen im Werk “Etagère”, 2007 zum Ausdruck. Die Installation zeigt Arbeitsgeräte wie Kreissägen, die in einem Regal hinter Plexiglas eingeschlossen sind und sich in unterschiedlichen Zeitabständen in Gang setzen. Die festgelegte Ordnung des Regals steht in Widerspruch zu den unberechenbaren Bewegungen der Werkzeuge. Für “Retour de couche”, 2010, kam eine Sprinkleranlage zum Einsatz, die statt Wasser rote Farbe versprühte. Das Resultat sind chaotisch wirkende Farbspuren an der Wand. Die Szene eines totalen Kontrollverlusts verweist eindringlich auf umweltunverträgliche Produktionsformen oder ständig lauernde Gefahren wie berstende Ölpipelines. Hochgehaltene Versprechen zu Nachhaltigkeit und Sicherheit erscheinen in diesem Licht fadenscheinig. Das Werk “Carton”, 2012 befasst sich mit Produktionsüberschüssen und ihren Auswirkungen auf den Markt. Durch Schüsse aus einem Luftgewehr sind verschiedene mit expandierendem Schaum gefüllte Behälter, die auf einem schlichten langen Sockel aufgereiht sind, aufgeplatzt. Die chemische Masse trat schliesslich hervor und verteilte sich im ganzen Raum.

Die Arbeiten “Cent Fleurs Epanouies”, 2009 und “Stores”, 2011 sind zwar in unterschiedlichen Zeiten entstanden, stehen aber in einer sich ergänzenden Wechselwirkung. Bürostühle sind lose im Raum verteilt und drehen um ihre Achsen, an der Wand ist eine Gruppe von Jalousien angebracht, die rhythmisch auf- und zuschnappen. Wie für eine Bühne inszeniert, führt der vermeintliche Büroraum die gleichförmigen Abläufe in Verwaltungsabteilungen vor Augen. Sie lassen aber auch erkennen, dass Büromobiliar vordergründig den Arbeitsalltag komfortabler machen soll, Arbeitnehmer jedoch auch an einer festgelegten Struktur festhalten, in der sie einer Arbeit nachgehen, von der sie sich längst entfremdet haben. “Réunion”, 2012 zeigt Tische, um die herum Bürostühle angeordnet sind, die auf kreisförmigen Farbbahnen stehen. Offensichtlich drehten die Stühle um einen Punkt, zogen dabei Farbe hinter sich her und kamen dann zum Stillstand. Man bekommt den Eindruck, dass hier Produktivität zu einem Alibi verkommen ist.

Als Verweise auf kollektive Katerstimmung und Verschwendung sind für die Installation “Motif”, 2015, Weinflaschen auf eine drei Meter hohe Wand gestellt und anschliessend zerstört worden. Die gesamte Wandfläche, welche den Raum wie eine Barrikade in der Mitte trennt, ist dadurch mit heruntergelaufenem Wein überzogen. Gruppendynamiken sind auch im Werk “Patère”, 2013, ersichtlich. Im weitläufigen Korridor sind an einer langen Garderobe, wie wir sie von Umkleideräumen kennen, Sporttaschen aufgehängt. In ihrem Inneren bewegt sich etwas und verleiht den Objekten eine seltsame Zusammengehörigkeit. Als Antwort auf das allzeit geforderte positive Denken in unserer Gesellschaft präsentiert Delphine Reist die Neonarbeit “Mitarbeiter denken positiv”, 2017, die wie ein Mantra einer optimistisch ausgerichteten Unternehmenskultur zu bejahendem Denken und Handeln anregt. So als Aussage formuliert, wirkt das Werk wie eine unverrückbare Tatsache, was den ironischen Ansatz auch im Rahmen der anderen Werke zusätzlich unterstreicht.

Aus dem realen Leben gegriffen, zeigen die Installationen von Delphine Reist Szenen, die uns allen bekannt sind. Wie verzerrte Spiegelbilder unserer Lebensrealitäten wirken sie vertraut und in ihrer versetzten Logik zugleich befremdend. Mit Witz und Raffinesse schafft die Künstlerin eine Ausstellung, in der sich die Maschinen von den Menschen scheinbar emanzipiert haben, aber trotzdem nicht weit genug gediehen sind, um ihrer Existenz Sinn und Berechtigung zu verleihen.

Kurator der Ausstellung: Damian Jurt, Assistenzkurator Kunsthaus Pasquart

Im Verlauf der Ausstellung erscheint eine reichbebilderte Publikation mit Ausstellungsansichten. Mit Texten von Lea Haller, Damian Jurt und Isabel Zürcher, Verlag für Moderne Kunst (Eng/Dt/Fr).

Mit freundlicher Unterstützung der Galerie lange + pult.

Öffnungszeiten Mi-Fr 12 – 18 Uhr, Do 12 – 20 Uhr, Sa/So 11 – 18 Uhr

L’exposition personnelle de Delphine Reist (*1970, CH) met en lumière un modèle sociétal qui semble sur le point de s’emballer. L’artiste genevoise dissèque, par le biais de l’installation et de la vidéo, les conséquences de la mondialisation, de la rationalisation et de l’automatisation de notre économie. Telle une usine composée d’une chaîne de production, de réserves de carburant, de dépôts d’outils, de bureaux et de vestiaires, l’exposition évoque un lieu de production étrange et décalé. Un baril de pétrole roule inlassablement à travers la pièce, des récipients de mousse polyuréthane se sont expansés et des fauteuils de bureau tournent sur eux-mêmes. L’artiste interroge notre univers technologique et sa dynamique auto-suffisante en modifiant des objets du quotidien en des appareils inadaptés. L’efficacité se métamorphose en ironie, la fonctionnalité en malice. Dans son exposition la plus exhaustive à ce jour, l’artiste laisse apparaître l’image d’une économie abandonnant l’idée de progrès et se perdant dans un actionnisme tournant à vide.

Delphine Reist a entamé son développement artistique dans des lieux tels que des entrepôts industriels désaffectés, des chantiers en friches ou des complexes de bureaux vidés, loin des espaces d’exposition sobres des institutions artistiques. Elle a laissé des chariots de supermarché tourner sur eux-mêmes dans un parking ou des néons se détacher de leur support pour tomber. Jusqu’à ce jour, sa production se caractérise par l’appropriation de locaux et par l’aliénation de leur fonction première. En réaction à l’économie mondiale actuelle, l’artiste met en corrélation différentes œuvres réalisées au cours de ces quinze dernières années afin d’aborder des enjeux actuels tels que la débâcle énergétique, les processus faussés de fabrication, les emplois administratifs vidés de sens ou le positivisme ambivalent.

L’œuvre “Parking”, 2003 est une de ses premières créations et montre une voiture démarrant par à-coups. Les tentatives de démarrage infructueuses du véhicule s’apparentent aux derniers tressaillements d’un symbole dépassé de l’opulence, arrivé à court de carburant. Le pétrole, élixir vital de notre civilisation qui se dirige vers un avenir de plus en plus précaire, est également le sujet d’une œuvre de ses débuts. “Baril”, 2002 est un baril de pétrole vide roulant inlassablement dans la pièce. Propulsé par un moteur et un système électronique interne, il tourne sur lui-même, revire sa trajectoire lorsqu’il arrive face à un mur pour se diriger maladroitement vers le prochain.

Les liens entre surveillance et liberté, ordre et gabegie s’expriment à travers l’œuvre “Etagère”, 2007. L’installation présente des outils électroportatifs tels que des scies circulaires se mettant alternativement en marche, enfermés dans une étagère derrière une vitre en plexiglas. L’agencement ordonné de l’étagère est en contradiction avec l’agitation imprévisible des outils. Pour l’œuvre “Retour de couche”, 2010, l’artiste a eu recours à un système d’arrosage qui a pulvérisé non pas de l’eau, mais de la peinture rouge. Les murs sont ainsi couverts de traces rouges éparses et disparates. Cette scène d’une perte de contrôle totale renvoie ostensiblement aux systèmes de production néfastes pour l’environnement ou aux dangers qui le guettent constamment tels que les fuites d’oléoducs endommagés. Ainsi, présentées sous ce jour, les promesses de viabilité et de sécurité semblent fallacieuses. L’œuvre “Carton”, 2012 traite des excédents de production et leur impact sur le marché. Des bombes de mousse expansives sont alignées sur un long socle austère. Des tirs de carabine à plomb les ont fait exploser, répandant ainsi les produits chimiques qu’elles contenaient à travers toute la pièce.

Les travaux “Cent Fleurs Epanouies”, 2009 et Stores”, 2010 bien qu’ils aient été conçus à des moments différents, entretiennent une relation complémentaire. Des sièges de bureau sont éparpillés à travers la pièce et tournent autour de leur axe. Les lamelles de stores montés contre le mur se soulèvent et s’abaissent. Ces faux espaces de bureau singent les départements administratifs. Mais ils laissent également entendre que même s’il incombe au mobilier de bureau de rendre le quotidien professionnel plus confortable, celui-ci enferme l’employé dans une structure établie et immuable dans laquelle il effectue une tâche aliénante. “Réunion”, 2012 présente des tables autour desquelles sont agencées des chaises de bureau posées sur des traces circulaires au sol. Manifestement, les chaises étaient en rotation autour d’un point, traînant derrière elles un coulis de peinture avant d’être immobilisées. Il semble ici que la productivité soit devenue un alibi.

“Motif”, 2015 fait allusion à une attitude morose et à un gaspillage généralisé. L’installation est composée de bouteilles de vin disposées sur un mur d’une hauteur de trois mètres avant d’être brisées. De ce fait, une couche de vin a ruisselé sur l’ensemble de la surface du mur qui sépare la pièce en son milieu à la manière d’une barricade. Des dynamiques de groupe sont également perceptibles dans l’œuvre “Patère”, 2013. Dans un vaste couloir, des sacs de sport sont suspendus à une longue patère semblable à celles qu’on trouve dans les vestiaires. À l’intérieur de ces sacs, quelque chose semble se mouvoir, leur conférant ainsi une étrange cohésion. En réponse à l’attitude positive exigée en tout temps par notre société, Delphine Reist conçoit l’installation en néons “Mitarbeiter denken positiv”, 2017 qui, à la manière d’un mantra, incite à une dynamique de pensée et d’action cautionnant cette culture d’entreprise optimiste. L’œuvre rend compte d’une réalité évidente et renforce cette approche ironique qui transparaît dans l’ensemble des travaux de l’artiste.

Inspirées de notre quotidien, les installations de Delphine Reist montrent des scènes connues de tous. Semblables au reflet distordu du miroir, ces situations sont à la fois familières et étrangères par leur logique décalée. L’artiste réalise avec dérision et raffinement une exposition où les machines se sont apparemment extraites du joug de l’homme, mais sans avoir su s’émanciper au point de donner un sens et une légitimité propre à leur existence.

Commissaire de l’exposition: Damian Jurt, commissaire d’exposition adjoint Centre d’art Pasquart

Une publication riche en illustrations avec des vues d’exposition et des textes de Lea Haller, Damian Jurt et Isabel Zürcher paraitra dans le courant de l’exposition, Verlag für Moderne Kunst (Ang/All/Fra).

Avec le généreux soutien de la galerie lange + pult.

heures d’ouverture Me-Ve 12h – 18 h, Je 12h – 20h, Sa/Di 11 – 18h

www.pasquart.ch

Location:
Kunsthaus Centre d’art Pasquart
Seevorstadt 71 Faubourg du Lac
2502 Biel/Bienne
Switzerland

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