Exhibition

in Zürich / Switzerland
11.12.2015 - 30.01.2016 12:00 - 19:00
Interjektion

Kevin Aeschbacher, Irene Düring, Markus Gadient, Lori Hersberger, Angelika Loderer, Sigmar Polke, Clemens Wolf

Curated by Lori Hersberger

Die Ausstellung mit dem Titel “Interjektion” – eine Interjektion bezeichnet eine syntaktisch unverbundene, eigenständige Äusserung – präsentiert in der Galerie Clemens Gunzer sieben Positionen zeitgenössischer Künstler aus der Schweiz, Österreich und Deutschland. Darunter der vor fünf Jahren verstorbene deutsche Maler und Fotograf Sigmar Polke, dessen Werk dem postmodernen Realismus zuzuorden ist. Er begründete Anfang der Sechziger Jahre u.a. mit Gerhard Richter den sogenannten “Kapitalistischen Realismus”. Polke, der als einer der bedeutendsten Künstler der Gegenwart gilt (u.a. Teilnehmer der Dokumenta 5, 1972, Dokumenta 6, 1977) und Dokumenta 7, 1982), erhielt seinen größten öffentlichen Auftrag mit der Erneuerung der Glasfenster des Grossmünsters in Zürich, welche im Jahre im November 2009 der Öffentlichkeit übergeben wurden. In der Ausstellung der Galerie Clemens Gunzer ist ein grossformatiges, abstraktes Bild, hergestellt mit flüssiger Interferenzfarbe (Interferenzbild, 1999) zu sehen, das – typisch für seine Oeuvre – eine Ausdrucksweise verwendet, die durch eine starke Ironie geprägt ist.

Der 1959 geborene und in Basel lebende Markus Gadient, dessen Bilder kürzlich in der Kunsthalle Basel zu sehen waren, ist ganz der Malerei verpflichtet. “Minutiös erforscht er formelle wie gestische Gegebenheiten, die durch seine limitierte figurative Subjektwahl – die Bäume von Park Wildenstein – auf abstrakte Weise freigesetzt werden” (Samuel Leuenberger). Seit den frühen 1990er Jahren gehören Bäume zu den Hauptmotiven seines Schaffens. Der “Zyklus Wildenstein”, der sich auf den Eichenhain oberhalb von Bubendorf bei Basel bezieht, beschäftigt den Künstler seit über zwanzig Jahren. Neben dem Motiv des Baumes, ist es das Reich des vegetabilen Wachstums, das durch die Bedingung der Malerei selbst in Erscheinung tritt. Zonen von Übermalungen sind mit konkreter Landschaftswahrnehmung verwoben, deren Gleichzeitigkeit äussere Natur und innere Befindlichkeit zueinander finden lassen.

Im Zusammenspiel mit unterschiedlichen Materialien wie Wasser, Aluminium, Mineralien und alltäglichen Dingen lässt die in Wien lebende Künstlerin Angelika Loderer (*1984 in Feldbach, Österreich) zeitlich begrenzte Bilder entstehen. Sie untersucht in ihren Arbeiten beispielsweise die Qualität von Sand und nutzt das Material entgegen seiner ursprünglichen Eigenschaften. Aus einer neuen Serie,” Coming in Pieces”, stammen die drei unbetitelten Skulpturen, die in der Ausstellung gezeigt werden. Sie erinnern an Aquarien auf Rollen, und stellen einen Versuch dar, Verwendung und Bedeutung klassischer Materialien neu zu definieren. Loderers Werke wirken unterkühlt und ironisch zugleich. Robert Morris schrieb einst, dass für den Betrachter der Punkt der Erfahrung immer von sich selbst als Mittelpunkt ausgeht, um ein Gefühl von der Welt durch das Verhältnis zu Objekten, Licht und Körper erst zu erkennen. Genau auf diese Evokation zielt letztlich auch die minimalistische Ästhetik von Angelika Loderer ab.

Kevin Aeschbacher, geboren 1988 in Zürich und zur Zeit an der Zürcher Hochschule der Künste sein Masterstudium absolvierend, untersucht in seiner Malerei einen spielerischen Umgang mit der bildlichen Repräsentation von Oberflächen, Formen und Materialien. Dabei kreuzt er malerische Ausdrucksweisen der Pop Art und Mischungen aus Figuration und Abstraktion. Daraus resultiert ein Schwanken zwischen klinischer Sauberkeit in der Ausführung und der Plumpheit der Formen. Aeschbacher begreift seine Arbeit als semantische Auseinandersetzung mit der Malerei. Auch wenn dies nicht zu eindeutigen Zuordnungen führt, und sich die Zeichen durch das Nebeneinanderstellen blosser Ahnung oder Klarheit einer eindeutigen Zuordnung entziehen, bleibt der formale Ausdruck grundsätzlich dem sichtbar Figurativen behaftet.

Bei Irene Düring ersetzt das Garn den Zeichenstift. Ihre Wandinstallation in der Ausstellung stellt eine Art “Wandstickerei” dar, eine abstrakte Zeichnung, die durch die präzise Applikation eines schwarzen Fadens erzielt wird. Der am Schluss verbliebene aufgerollte Fadenknäuel, vor dem Werk placiert, lässt das Ende des Arbeitsprozesses gewissermassen offen und erweitert das Ganze, wenn auch in minimaler Weise, zu einem räumlich aufzufassenden Werk. Das Interesse an der Materialität von Textilien, sowie das Handwerk, die Verarbeitung von Stoffen und Fäden, hat die 1968 in St. Gallen geborene und in Zürich lebende Künstlerin bereits während ihrem Studium an der Wiener Akademie der Bildenden Künste entwickelt, das sie 1999 mit dem Diplom abschloss. Das vermeintlich liebliche, feminine Kunsthandwerk des Stickens erhält bei ihr eine subtile Ausformung, die sich, getragen von einer Leichtigkeit, von diesen Klischées entfernt. Die Hand, die etwas erschafft, spielt dabei zentrale Ebene. Verfahrensweisen des Stechens von Garn in den Verputz einer Wand, präsentierte Düring 2011 in der Gruppenausstellung “Neue Masche, gestrickt, gestickt und anders” im Museum Bellerive in Zürich.

Die Bilder von Clemens Wolf, der 1981 in Wien geboren wurde und auch heute dort lebt und arbeitet, kann man als Hybride aus malerischer Offenheit und Strenge sehen, dessen Gestus zwar ausladend, aber niemals für sich das Thema bildet. Denn das Abstrakt-Expressionistische als Zeichen des schöpferischen Impetus liegt ihm fern. Bei Wolf’s Malerei zählt kein klares Figur-Grund-Verhältnis, sondern vielmehr ein Wieder-Vermahlen von Pinselstrichen, mit dem Ziel, eine vibrierende Grundierung zu erreichen. Neben der einer überwiegenden Malereiproduktion, konzentriert sich der Künstler in seinen skulpturalen Werken auf Konstruktionsmaterialien wie Beton oder Metall, denen in der Regel eine gewisse Monumentalität zu eigen ist, und ein Faible für Ruinen und Baustellen erkennen lässt. Die Arbeiten von Clemens Wolf kondensieren verschiedene zeitgenössische Einflüsse, wie beispielsweise Frank Stella oder die Skulpturen von Richard Serra. Bevor Clemens Wolf jedoch eine klassische künstlerische Ausbildung an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz absolvierte, gehörte er zu einer Zeit, als er in Maastricht lebte, einer Gruppe von Sprayern an, die sich “The Strange Ducks” nannte. Dieser Hintergrund hat sein Schaffen geprägt. In der Ausstellung präsentiert Wolf ein Werk aus seiner Serie von “Parachute Paintings”, Fallschirme, die er mit nassglänzendem Epoxyharz lackiert. Diese neue Werkgruppe stellt eine Art Zwitter aus Malerei und Objekt dar, und lässt in der Theatralik des Drapierens von Falten älteste Referenzen erahnen.

Im hinteren Raum der Galerie ist eine für ihn charakteristische, mit Fluoreszenzfarbe und Asphaltlack gemalte Leinwand aus dem Jahr 2003 von Lori Hersberger zu sehen, welcher die Ausstellung “Interjektion” für die Galerie konzipiert und zusammengestellt hat. Wie viele seiner Werke zeichnet sich auch diese Malerei durch eine Direktheit eines minimalistischen Gestus aus. In seinem künstlerischen Schaffen greift Hersberger, der in den Neunziger Jahren Videokunst und Bildhauerei an der Basler Schule für Gestaltung studierte, Themenkomplexe wie hybride Emotionalität oder die semantische Doppelnatur von Phänomenen wie das Phantomhafte auf. Lori Hersberger, 1964 in Basel geboren und seit über 15 Jahren in Zürich lebend, wurde durch seine Teilnahme an Harald Szeemans Aperto-Ausstellung der Biennale in Venedig von 1999 erstmals einem internationalen Publikum bekannt, und stellte unter anderem 2003 im Kunsthaus Zürich aus, sowie 2008 in seiner bisher grössten Einzelausstellung im Musée d’art contemporain in Lyon. Seit Beginn seiner künstlerischen Laufbahn hat er sich einem Perspektivismus verschrieben, der sich in verschiedenen Gattungen artikuliert. Nebst seiner Malerei und Skulptur, umfasst sein Werk vorrangig auch Installationen mit Neonlicht, oder Glas und Spiegel.

Die Ausstellung “Interjektion” verbindet verschiedene Generationen von Künstlerinnen und Künstlern, die zum einen Teil im Programm der Galerie stehen, zum anderen Teil als Gäste eingeladen wurden. Die Schau verbindet die Werke zu einem unaufgeregten, stimmigen Ganzen, ohne einzelnen Positionen einen Vorrang zu geben. Allen Werken, wie auch den einzelnen Künstlerinnen und Künstlern die in dieser Schau zu sehen sind, ist ein gewisser spielerischer Umgang mit den klassischen Kunstgattungen zu eigen, ohne eine dezidiert individualistische und charakteristische Autorschaft vermissen zu lassen.

Öffnungszeiten Mi-Fr 12 – 19 Uhr, Sa 12 – 17 Uhr, und nach Verabredung

www.clemensgunzer.com
www.kevinaeschbacher.com
www.markusgadient.com
www.lorihersberger.com
www.angelikaloderer.at
www.clemenswolf.com

Location:
Galerie Clemens Gunzer
Hottingerstrasse 44
8032 Zürich
Switzerland

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