Exhibition

in Vienna / Austria
19.05.2016 - 30.07.2016 11:00 - 19:00
Javier Pérez - Vida

Vida / Leben oder Die Fragilität des Seins

Javier Pérez zeigt neue Arbeiten in der Galerie Mario Mauroner Contemporary Art in Wien, in denen er der intimen Verbindung zwischen Leben und Tod nachspürt.

In einer zärtlichen Umarmung umfängt die Mutter ihren toten Sohn. Mit hohlen Augen beugt sie sich über den leblosen Körper, umhüllt ihn schützend und liebkosend mit ihren knöchrigen Fingern und einem geisterhaften Tuch. Doch die Mutter ist nicht Lebensspenderin, sondern der leibhaftige Tod. Javier Pérez (*1968 Bilbao) entstellt in seiner neuen Arbeit “Madre” die in der christlichen Ikonographie als “Domina nostra de pietate” bekannte Darstellung der Schmerzensmutter. Zu sehen ist Pérez’ “Pietà” mit weiteren neuen Arbeiten des Künstlers, in denen er der intimen Verbindung zwischen Leben und Tod nachspürt, ab 19. Mai in der Galerie Mario Mauroner Contemporary Art in Wien.

Müsste man den spanischen Künstler Javier Pérez und dessen Werk mit einem Wort umschreiben, würde dies wohl der Begriff “Fragilität” am sinnfälligsten ausdrücken. “Mich interessiert die Idee von der Fragilität des Seins”, sagt Javier Pérez, “die Fragilität der Grenze des scheinbar Gegensätzlichen aufzuzeigen”. Die vordergründigen Widersprüche von Stabilität und Fragilität, Innen und Außen, Anziehung und Ablehnung, Tod und Leben, Transparenz und Opazität usw. fordern Javier Pérez zur künstlerischen Grenzwanderung heraus. Eingebettet ist seine Poetik der Ambivalenz in den ewigen Fluss der Zeit.

“Zeit ist die Substanz, aus der ich bestehe, Zeit ist ein Fluß, der mich mitreißt, doch ich bin der Fluß”, schrieb Jorge Luis Borges. – Diesem Fluss des Vergehens gibt sich Javier Pérez ganz und gar hin. “Ich habe eine zyklische Auffassung von Zeit, in der Leben und Tod lediglich zwei Stadien innerhalb eines Kreislaufes von Transformation sind. Mit dem Werk “Madre” wollte ich die Ambivalenz von Leben und Tod explizit ausformulieren”, erzählt er in einem Interview.

Dabei schwingt in der Darstellung von Schmerz und Tod durchaus auch eine erotische Komponente mit. “Spiritualität und Sinnlichkeit – die vermeintlich gegensätzlich zu sein scheinen – stehen in der gesamten Kunstgeschichte in enger Verbindung zueinander”, sagt Pérez. Unerbittlich wie der Tod ist auch das Begehren … Amor et Passio, Eros und Thanatos lieferten seit jeher das dialektische Gegensatzpaar, und es ist auch Pérez’ Werk eingeschrieben.

Skulptur, Fotografie, Zeichnung, Video und Performance setzt Javier Pérez ein, um kulturell konnotierte Begriffe wie Schönheit, Spiritualität, Grausamkeit, Zerbrechlichkeit oder Gewalt zu dekonstruieren. Gibt es Schönheit ohne Gewalt, ohne Schmerz? – “En puntas” (Auf Spitzen) ist eines seiner Videos betitelt, in dem eine Balletttänzerin auf messerscharfen Spitzen über einen Flügel tanzt. “En el filo” (Auf Messers Schneide) zeigt eine nackte Frau, die auf Messerklingen balanciert – auch hier deutet Pérez wieder den schmalen Grat zwischen Erotik und christlicher Symbolik aus.

Der Transformationsprozess, dem alles Leben unterworfen ist, wird speziell in der Serie “Fuentes de vida” augenscheinlich. Die Quelle des Lebens sprudelt konvulsivisch aus dem Herzen und entströmt in weit verästeltes Geäder. Wie schon in seinem Zyklus “Reticula naturae” führt er uns auch hier den Verfall alles Organischen und die Brüchigkeit des Lebens poetisch vor Augen. “Mich interessieren die Geflechte und Zweideutigkeit, die gewisse Formen aufweisen. Es existiert eine Vertrautheit zwischen dem Tierischen und dem Pflanzlichen, beide unterliegen demselben unerbittlichen Gesetz: dass sie nur in einem Stadium der ewigen Transformation existieren.”

Javier Pérez, 1968 in Bilbao geboren, gilt als einer der bedeutendsten spanischen Künstler der Gegenwart, dessen Werk von starker Symbolkraft durchdrungen und von intensivem metaphorischem Ausdruck geprägt ist. 2001 repräsentierte Javier Pérez Spanien bei der Biennale in Venedig, 2008 stellte er im Guggenheim Museum in Bilbao sein Werk “Màscara de seducciòn” aus, das für die Sammlung angekauft wurde.

Zudem waren seine Werke in bedeutenden Museen und Galerien zu sehen, u.a. im Centre Pompidou, Paris; Palais de Tokyo, Paris; Palacio de Cristal, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid; Chapelle du Centre de La Vieille Charité, Marseille; Kunsthalle Wien; Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris; Musée d’Art Moderne et Contemporain de Strasbourg etc.

2011 war er in der prestigeträchtigen “Glasstress”-Ausstellung bei der Biennale in Venedig vertreten. 2012 schuf er für die Salzburger Festspiele ein monumentales und zugleich ungemein graziles Kunstwerk im Karl-Böhm-Saal, “Das Karussell der Zeit”. Mit dieser raumgreifenden Installation folgte er der Einladung, in einen künstlerischen Dialog mit Bernd Alois Zimmermanns Oper “Die Soldaten” zu treten. Das überdimensionale Mobile, in dem sich imaginäre Paare zu einem monotonen, sich abermals und abermals wiederholenden Tanz der Einsamkeit zusammenfanden, setzte durch seine außerordentlich filigrane Konstruktion einen virtuosen Kontrapunkt zum alles übertrumpfenden Prunk- und Repräsentationssaal. Zuletzt zeigte Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg Pérez’ zarte, gold schimmernden Arbeiten des Zyklus “Reticula naturae” (2014).

Öffnungszeiten Di-Fr 11 – 19 Uhr, Sa 11 – 16 Uhr

www.galerie-mam.com

Location:
Mario Mauroner Contemporary Art VIENNA
Weihburggasse 26
1010 Vienna
Austria

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