Exhibition
in Basel / Switzerland
von Bartha präsentiert eine ambitionierte neue Ausstellung der britischen Künstler John Wood und Paul Harrison. Vor dem Hintergrund einer einmaligen, von den Künstlern selbst konzipierten Szenerie wird mit Werken aus den Bereichen Video, Fotografie, Zeichnung und Bildhauerei die gesamte Bandbreite ihrer aktuellen Praxis in den Blick genommen.
Die weitläufige, rund 850 m2 grosse Fläche der Galerie verwandelt sich für die Dauer der Ausstellung in ein labyrinthisches Netzwerk aus Räumen und gewährt den Besuchern einen Einblick in Wood und Harrisons eigentümliche, zuweilen ins Absurde ausscherende Welt. Die aus Karton gebauten Wände mit ihren überdimensionalen oder miniaturhaften Türen erinnern an die Bühnenbilder aus Wood und Harrisons Filmen und spielen zugleich auf eines ihrer jüngeren Werke an, “A Film About a City” (2015), ein grossflächiges Architekturmodell aus Holz, das eine dysfunktionale Stadtlandschaft darstellt. Werke wie etwa “Bench for Looking Up” (2015), die Alltagsobjekte in den Fokus rücken, verweisen wiederum auf Gegenstände aus Videoarbeiten, die in anderen Bereichen der Ausstellung zu sehen sind. Andernorts färben Klänge und Bildinhalte aus Filmen aufeinander ab und offenbaren so die offenkundigen Bezüge und komplementären Beziehungen zwischen den Arbeiten.
Wood und Harrisons Werke bedienen sich einer Vielzahl von Medien, weisen mit der Unterminierung alltäglicher Gegenstände und Erfahrungen aber dennoch einen gemeinsamen Nenner auf. Die Videoarbeiten der beiden Künstler, für die sie ursprünglich Bekanntheit erlangten, spielen meist an neutralen Schauplätzen und strahlen eine schnörkellose Heimwerkerästhetik aus. Im Werk “Semi Automatic Painting Machine” (2014) wird eine Reihe von Gegenständen (eine Uhr, eine Plastikpflanze, ein Spielzeugflugzeug) mit einer Sprühpistole bearbeitet. Die Künstler machen visuelle Witze, die um Ideen der Verwandlung und Tarnung kreisen. So verwandelt sich mit etwas Farbe ein schwarzes Fahrrad in ein weisses und die Position eines Scharfschützen in Tarnkleidung wird mit rosaroter Farbe preisgegeben.
Der Film “13 Assassinations” (2013) ist ein Beweis für Wood und Harrisons Zeitgefühl und ihr choreographisches Gespür. Harrison selbst wird hier zur unglücklichen Zielscheibe von dreizehn Erschiessungen. Ähnlich wie bei ihren anderen Filmen sind Ton und Bewegung kontrolliert und präzise. Während der Betrachter auf die zwangsläufig resultierenden Blutspritzer wartet, lässt die Stille die Spannung zwischen den einzelnen Schüssen zusätzlich ansteigen. Dieselbe Präzision erreichen die Künstler auch bei ihren Skulpturen, etwa “England 1976” (2013) und “France 1994” (2015), beides massstabgetreue Modelle eines Tennisplatzes respektive eines Luftkissenfahrzeugs.
Eines der kleinsten Werke der Ausstellung ist “Pencil Sharpener” (2015): Ein sehr kurzer, mit einem Radiergummi bestückter Bleistift steckt in einem Standardspitzer fest, wie er in vielen Büros anzutreffen sein dürfte. Die Unbrauchbarkeit des Bleistifts, der sich ja sowieso nur noch ganz knapp zum Schreiben eignen würde, erscheint hier eher lachhaft als verdriesslich. In ihrer fotografischen Arbeit “Spade / Shovel” (2014) kommt die Verspieltheit der Künstler wiederum in der Hervorhebung der üblichen Vermischung von Aussehen und Zweck der zwei dargestellten Objekte zum Ausdruck.
Wood und Harrison werden oft mit anderen Duos verglichen, etwa mit Laurel und Hardy, Morecambe und Wise oder mit Künstlerpaaren wie Gilbert & George. Ihre Inspiration schöpfen sie aus vielfältigen Quellen, aus (guten und schlechten) Filmen, aus den Sparten Architektur, Literatur, Kunst und Design. Sie stützen sich regelmässig auf kulturelle Bezüge und stellen ihre Werke auf eine ähnliche Ebene. Somit sind die Betrachter dazu aufgefordert, sich den Werken mit einer analogen Denkweise zu nähern, um visuelle und konzeptuelle Verbindungslinien auszumachen. Letztlich wird der demokratische Zugang in Wood und Harrisons Werk in der Ausstellung bei von Bartha auf exemplarische Weise sichtbar gemacht. Während es zuerst so scheint, als trennten die provisorischen Wände der Galerie die Werke, so erkennt man auf den zweiten Blick die Vernetzung der Ideen, die ihnen zugrunde liegen, und die sich zu einem zusammenhängenden Ganzen fügen.
Wood und Harrison präsentieren diesen Herbst auch Ausstellungen im Bristol Museum and Art Gallery sowie am ICC in Tokyo.
John Wood (geb. 1969) und Paul Harrison (geb. 1966) machen einkanalige und Mehrfachbildvideowerke, Drucke, Zeichnungen und Skulpturen. Ihre Wege kreuzten sich 1989 am Bath College of Higher Education, an dem sie den Bachelor Bildende Kunst für Malerei absolvierten. Seit 1993 arbeiten die beiden Künstler zusammen. Sie leben und arbeiten in Bristol.
Ihre Werke sind Teil diverser öffentlicher Kunstsammlungen, etwa jener des MoMA in New York, der Tate in London, des Centre Pompidou in Paris, der britischen Arts Council Collection, der British Council Collection, der Government Art Collection der französischen FNAC und der Kadist Foundation in Paris.
Öffnungszeiten Di-Fr 14 – 18 Uhr, Sa 11 – 16 Uhr, und nach telefonischer Verabredung
Location:
von Bartha
Kannenfeldplatz 6
4056 Basel
Switzerland