Exhibition

in Zürich / Switzerland
22.04.2016 - 04.06.2016 12:00 - 19:00
Markus Gadient - As the Call so the Echo

Wie man in den Wald hineinruft …

Durch die repetitive Auseinandersetzung mit einem Grundthema, dem Baum, sucht Markus Gadient mit den Mitteln der Malerei in die wesentliche Natur der Dinge jenseits ihrer Darstellung vorzustossen. Der Baum ist im Laufe seines langen Lebens ständiger Veränderung ausgesetzt, er erneuert sich zyklisch immer wieder selbst und besitzt dabei ein weit zurückreichendes Gedächtnis – jede Veränderung ist in den Jahresringen gespeichert. Das Baummotiv verwurzelt Gadients Malerei gleichsam in der Bildfläche. In einem Interview mit Bice Curiger 2005 formulierte er es so: “wenn ich keine Bäume male fliege ich weg. Der Baum ist sozusagen meine Verankerung im Bild. Ich tendiere eigentlich eher zum Luftigen, und so kann ich es fixieren”.

In der Tat scheint der abstrakt-malerische Gestus, der in letzter Instanz jedes Bild zu einem ‘vorläufigen’ Abschluss bringt, von nur schwer zu kontrollierender, dissolvierender Kraft. Weiße, fast aggressiv gemalte Farbwolken löschen das Motiv teilweise aus – ähnlich den temporären Übermalungen von Graffiti, wie man sie im öffentlichen Raum findet -, impulsive Striche und farbige Schlieren schlagen in die virtuos gemalten knöchernen Äste uralter Bäume ein wie Kugelblitze, und verursachen dabei farbliche Explosionen. Doch mutet nichts davon zufällig an, sondern lässt stattdessen eine intensive Beschäftigung mit den Gesten der abstrakten sowie post-abstrakten Malerei erkennen.

Ist die Auflösung der Landschaft als Grundmotiv durch Übermalung schon seit längerem fester Bestandteil von Gadients malerischer Auseinandersetzung, kommt in den jüngeren Bildern des bereits 1990 begonnen “Wildenstein-Zyklus” ein weiterer Aufbruch der Bildfläche hinzu, indem sich ein komplett neuer Bildausschnitt über das vorher dagewesene Bild zu legen scheint – jedoch im halben Format und teilweise um 180° gedreht, so dass der Effekt einer Verdoppelung oder Spiegelung eintritt. So erscheinen einige Bildräume durch horizontale Neuorganisation wie gesplittet, während andere sich eher von verschiedenen Perspektiven heraus rhizomatisch ausbreiten.

Auch in der wiederaufgenommenen Serie “Landschaften und Tore” beschäftigt sich Gadient mit archaischen Motiven – zu den uralten Baumriesen stossen hier Relikte der menschlichen Kultur. War es bei “Wildenstein” eine deutliche Übersteigerung der farblichen Palette, so ist es hier die Entziehung der Farbe, die eine abstrahierende Verfremdung erzeugt. Verzweigte Gangsysteme, biomorphe oder kristalline Strukturen führen in eine innere Struktur der mythologisch anmutenden Landschaften hinein. Die strikte Reduzierung der Palette auf Grautöne erweckt den Eindruck, als hätte man den schwarz-weiß-Filter der Smartphone Kamera-App eingeschaltet. Die schnelle Bildbearbeitung durch manipulative Filter ist heute gang und gäbe – wenngleich sie zu der Zeit, als Gadient die Serie im Jahre 2000 begann, noch nicht annähernd so beliebig verfügbar war. Gadients Bildbearbeitung ist eine über die Jahre gewachsene und noch nicht abgeschlossene Auseinandersetzung, weniger mit der Oberfläche seiner Motive, als vielmehr ein langsames Vordringen zu ihrem inneren Wesen.

Eva Scharrer, freie Kuratorin, Berlin

Markus Gadient, geboren 1958 in Basel, studierte in den frühen 1980er Jahren in der Malklasse bei Franz Fedier, an der Schule für Gestaltung in Basel, sowie an der Cooper Union for Advancement of Science and Art in New York.

Öffnungszeiten Mi-Fr 12 – 19 Uhr, Sa 12 – 17 Uhr, und nach Verabredung

www.clemensgunzer.com

Location:
Galerie Clemens Gunzer
Hottingerstrasse 44
8032 Zürich
Switzerland

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