Exhibition
in Brugg / Switzerland
Seit dem Auszug der Stadtbibliothek Ende 2022 erstreckt sich die künstlerische Nutzung des Zimmermannhaus über alle Stockwerke. Kunstschaffende sind eingeladen, auf die unterschiedlichen Räume, auf Hof und Garten zu reagieren, Experimente einzugehen und situativ Arbeiten zu entwickeln. Im Rahmen ihrer zehnwöchigen Residenz mit anschliessender Ausstellung entwickeln Myriam Gämperli und Celia & Nathalie Sidler individuell und gemeinsam Formate der Produktion und des Zeigens. Zusammenarbeit, Austausch, offene Türen sind wichtige Treiber in ihren Vorhaben. Die performative, verspielte, kollaborative Natur ihres Schaffens verspricht eine Erlebnisqualität, die auch in den Stadtraum und in den angrenzenden Wald hineinwirkt. “Durchzug” zeigt im November, was die Residenz ermöglicht hat.
Mit einer vorgängigen Plakataktion in der Stadt, zeigen die beiden Positionen bereits erste Arbeiten. Wenn die Künstlerinnen am Tag ihrer Ankunft die Flagge hissen, sind sie schon mitten im Thema, das sie in verschiedenen Medien künstlerisch bearbeiten.
Myriam Gämperli (*1982, lebt und arbeitet in Zürich) schafft Räume, die Hierarchien hinterfragen und die Schwerkraft zu überwinden scheinen. Wie sieht es aus, wenn sich ein Körper aus seiner gewohnten Umgebung, seiner sozialen Vorhersehung löst? Oft setzt sich die Künstlerin selbst in Szene, tritt als hybrides Wesen auf, erweitert ihren Körper um künstliche Extremitäten. Die “skulpturale Performance” ermöglicht ihr, multiple Identitäten anzunehmen; Myriam Gämperlis frecher Mix aus Alltäglichem und Befremdlichem verbindet ihre Live-Interventionen mit ihren Collagen, mit Malerei und Installationen. Immer wieder spiegelt ihre Kunst ein Erleben der Kontraste: Aufgewachsen in einem von bäuerlichem Brauchtum geprägten Weiler, bezieht sich Gämperli auch auf die Lebensrealität der Stadt. Im Zimmermannhaus erforscht die Künstlerin den Raum und seine Verbindung zur Aussenwelt. Architektur verschränkt sich mit Erinnerung. “Nie wurde im Haus das Licht angestellt, ohne die Vorhänge zu ziehen. Neben einschränkender Sicht nach draussen, markieren Tageslichtvorhänge auch Schutz und Trennung. Mit zunehmender Ausleuchtung des Innenraums lassen sie mehr Einblick zu; die Fenster werden metaphorisch zu Augen, die als scheinbar einzige durchschaubare Verbindung den Blick nach innen regulieren. In einer performativen Intervention mit Mitwirkenden aus Brugg und Umgebung erarbeitet die Künstlerin eine Choreografie, die sie als Bewegtbild festhalten wird.
Mit einem Einzug wird sie eröffnet, im Auszug findet sie einen Abschluss: Für ihre Residenz im Zimmermannhaus erfinden Celia & Nathalie Sidler (*1983, leben und arbeiten in Basel) eine öffentlich einsehbare Rahmenhandlung. Ausgehend von invasiven Neophyten, die im kleinen Park neben dem Zimmermannhaus wachsen, fragen sie nach Herkunft und Beheimatung, nach Tradition und nach Werten, die mit individuellen Verwurzelungen verbunden sind. Was passiert mit der lokalen Flora, wenn gebietsfremde Pflanzen Wurzeln schlagen? Taugen die Begriffe von Verdrängung oder Anpassung auch für gesellschaftliche Szenarien im Umgang mit dem Fremden? Kommunikativ ist die künstlerische Praxis der Sidler-Schwestern. Sie setzt auf Expertise und Partnerschaft: Mit der Firma CreaNatira, die sich für die heimische Biodiversität engagiert, sind performative Spaziergänge geplant am Brugger Berg. Teilnehmer:innen sammeln in eigens genähten Big Bags invasive Pflanzen und damit auch Rohstoff für die Ausstellung. Aus dem Gespräch mit Passant:innen destillieren sie Geruch und Geschmack von Brugg als Heimat, um sie in einem eigens produzierten Eis anzubieten. Gezielt niederschwellig öffnet sich das Haus für die Teilhabe nicht zuletzt einer ortsansässigen Öffentlichkeit.
Die Residenz und Ausstellung “Durchzug” wird freundlich unterstützt von: Kulturförderung Kanton Obwalden, Swisslos, Abteilung Kulturförderung Basel- Landschaft, Fonds Werkraum Warteck pp (Fonds WWpp), Kulturstiftung Credit Suisse Aarau, Elisabeth Weber Stiftung, Kunstkredit Basel
Open Residency
Während der Residenz öffnen die drei Künstlerinnen Myriam Gämperli und Celia & Nathalie Sidler an fünf Dienstagabenden die Türen und geben Einblicke in den Arbeitsprozess.
Dienstag: 10.09./17.09./24.09./15.10./22.10.2024, jeweils 18 – 20 Uhr, mit Apéro
Am 17. September: performativer Spaziergang mit Celia & Nathalie Sidler
Am 24. September und 22. Oktober: Soul Sketch Machine mit Myriam Gämperli
Plakataktion in der Stadt
Vom 3. bis 23. September 2024 sind an den Kulturplakatierungs-Stellen in der Stadt insgesamt 11 Plakate von Myriam Gämperli und Celia & Nathalie Sidler zu sehen.
Öffnungszeiten Mi-Fr 14.30 – 18 Uhr, Sa/So 11 – 16 Uhr
Laufzeit der Residenz 24.08. – 31.10.2024
Laufzeit der Ausstellung 02.11. – 24.11.2024
Location:
Zimmermannhaus Brugg / Kunst & Musik
Vorstadt 19
5200 Brugg
Switzerland