Exhibition
in Solothurn / Switzerland
Das Schaffen der Solothurner Künstlerin Nancy Wälti (*1977) ist in den letzten Jahren durch seine pointierte Bildkraft aufgefallen und wird nun in einer ersten Einzelpräsentation in einem Museum vorgestellt. Die ausgebildete Steinbildhauerin wendet sich in ihren Skulpturen vom vertrauten Material des Steins und seiner klassischen Bearbeitung ab, um den Begriff der Bildhauerei geistreich zu hinterfragen.
Nancy Wältis zumeist sehr einfachen, mit Gebrauchsgegenständen wie Schwämmen, Aschenbechern, Küchentüchern, Abfalleimern oder Fassadenlampen gefertigten Werke sind dem Alltag zwar verbunden, verwandeln diesen aber in surrealer Weise. Spielt sie in manchen Arbeiten mit dem subversiven Witz des “Ready made”, schafft sie in anderen mit dem Abgiessen vertrauter Gegenstände in Gips eine weitere Form der Verfremdung. Dabei rückt oft der grundsätzliche Charakter und Nutzen der Gegenstände ins Zentrum und öffnet ein weites Feld von existenziellen und gesellschaftlichen Fragen. Wie wichtig der Künstlerin inhaltliche Belange sind, zeigt sich auch in den sprechenden Titeln, die mit derselben Präzision gewählt sind wie Material, Grösse und Platzierung der Arbeiten.
Der Ausstellungstitel “verquer” spiegelt eine inhaltliche und formale Tendenz des Schaffens, Verhältnisse umzukehren, um neben dem Medium der Bildhauerei zugleich den Werkbegriff zu hinterfragen. Der Klüpfel, das hölzerne Werkzeug der Bildhauerin, wird nicht nur zum Thema, sondern zum Objekt der Bearbeitung: Was vorher schlug, wird nun selbst geschlagen. Eine Gruppe von alten Klüpfeln trägt die sichtbaren Male ihrer Bearbeitung. Nancy Wälti wendet sich gerne Alltagsgegenständen zu, die in industriell massenhafter Weise hergestellt wurden. Addition und Wiederholung sind Grundzüge ihres Schaffens und unterstreichen den Aspekt des Bildens und Aufbauens. Bewusst wählt die Künstlerin verschiedene Richtungen des skulpturalen Werkprozesses: Wird hier ein plastisches Aufbauen gezeigt, finden sich dort ein Wegnehmen oder – mit dem Gipsabguss von Alltagsgegenständen – ein Spiegeln. Die inhaltliche Beschäftigung ergibt sich aus der Eigenart der verwendeten Materialien. Bei “Absorbent” (2010) etwa, einem aus 468 Reinigungsschwämmen gebildeten “Ziehbrunnen”, verbindet sie in “verquerer” Weise die Form eines Brunnens mit seinen aus saugenden Schwämmen bestehenden Bausteinen: Sein Inhalt ist versiegt, von seiner Form gleichsam aufgesogen.
Neben dreidimensionalen Werken sind auch eine eigens für die Ausstellung entwickelte Installation sowie grossformatige Zeichnungen zu sehen, die sich in ihrer kleinteiligen Ausführung von den schlagenden Skulpturen zu unterscheiden scheinen. Aber auch diese sind gedanklich weit komplexer als es der erste Blick glauben macht. Die Ausstellung erstreckt sich über die vier Säle des westlichen Parterre-Flügels und umfasst Werke der Jahre 2008-2017. Zur Ausstellung erscheint im Verlag für moderne Kunst, Wien, die erste Publikation zum Schaffen von Nancy Wälti mit Aufsätzen von Simon Baur, Anna Bürkli und Christoph Vögele.
Christoph Vögele
Öffnungszeiten Di-Fr 11 – 17 Uhr, Sa/So 10 – 17 Uhr, Montag geschlossen
Location:
Kunstmuseum Solothurn
Werkhofstrasse 30
4500 Solothurn
Switzerland