Exhibition

in Schaffhausen / Switzerland
15.03.2025 - 04.05.2025 00:00
Pascal Lampert - Himmel, Hölle, Sisyphus / Sasha Huber - I see you

Pascal Lampert – Himmel, Hölle, Sisyphus

“Im Himmel kann man sich kurz ausruhen, doch die Hölle gilt es zu überhüpfen”. Mit dieser Anleitung aus dem bekannten Kinderspiel “Himmel und Hölle” eröffnet Pascal Lampert den Spielraum, in dem man Sisyphus in seiner Ausstellung begegnen kann.

In der Figur des Sisyphus findet Lampert einen Verbündeten, wenn er der Frage nachgeht, ob sich die Mühe seiner Arbeit lohnt oder ob das Ringen mit der Vergänglichkeit selbst Teil des künstlerischen Prozesses ist.

Seit 2011 baut Pascal Lampert sogenannte “Rollstempel” aus einfachen Baumarktmaterialien. Die aus Schwämmen geschnittenen und auf Fässern applizierten Buchstaben druckt er mithilfe von Wasser auf Strassen und Plätze. In langen Linien ziehen sich Wortgebilde durch die Stadt oder das Dorf und verschwinden wieder, sobald das Wasser getrocknet ist. Die Dokumentation dieser vergänglichen Aktionen aus den letzten vierzehn Jahren bildet die Grundlage dieser Ausstellung. Die sich drehenden, von der Decke hängenden Fässern symbolisieren den Himmel, während sich die entsprechenden Aktionen am Boden in kleinen Projektionen auf gelben Schwämmen spiegeln.

Die Wortgebilde, die Lampert in den öffentlichen Raum stempelt, sind meist lautmalerisch. Das können die Vokale AEIOU mit einem H verbunden, ein Ruf eines Vogels da tsi, oder das Wort pasch, das auf rätoromanisch Frieden bedeutet, sein. Jedes dieser Wortgebilde wurde für einen bestimmten Ort geschaffen. Damit die Buchstaben präzise auf den Asphalt gedruckt werden können, muss das Innere der Fässer mit einem Gewicht gefüllt werden. Dies kann beispielsweise Sand, mit Wasser gefüllte PET-Flaschen oder Holzstücke und Glasscherben sein. Diese Gewichte begleiten die Aktion akustisch und variieren je nach Wort. Die akustische Ebene spielt auch in der Ausstellung eine wichtige Rolle. Neben dem Ton aus den Projektoren, sind aus zwei am Boden platzierten Fässern Geräusche zu hören: Aus dem einen Fass erklingen Schritte im Schnee und Eis, aus dem anderen ertönt gelegentlich ein bergsturzartiges Grollen und Donnern.

In Anlehnung an die Arbeit des Sisyphus zeigt ein Video vier Hände im Schattenriss, die Steine in der Luft bewegen. Diese kreisen wie Planeten um sich selbst und schaffen einen Bezug zur Projektion auf der gegenüberliegenden Seite des Ausstellungsaales: Eine Animation zeigt unter dem Mikroskop fotografierte, getrocknete Wassertropfen aus dem Kanton Graubünde, die an ferne Galaxien oder Sternehaufen erinnern.

Sasha Huber – I see you

Die Ausstellung von Sasha Huber hat zwei Teile und zwei Gäste. Sie hat den Historiker und Aktivisten Hans Fässler aus St. Gallen sowie den Künstler Petri Saarikko aus Finnland eingeladen.

Im Erdgeschoss befasst sie sich mit dem in ihrem Werk oft wiederkehrenden Thema des Kolonialismus, wie immer aus einer dekolonialen Perspektive. Das neue Projekt behandelt die kolonialen Verflechtungen Schaffhausens, mit Fokus auf den Schaffhauser Abolitionisten und Politiker Wilhelm Joos (1821–1900).

Er hat mit seinem ersten Vorstoss im Nationalrat, dem er 1863 – 1900 angehörte, die Bundesbehörden gezwungen, sich einer Debatte über die Sklaverei zu stellen. Sasha Huber ist durch Hans Fässler auf ihn aufmerksam geworden, mit dem sie seit der Gründung der Kampagne “Démonter Louis Agassiz” 2007 zusammenarbeitet.

Im Obergeschoss gedenkt Sasha Huber mit neuen Porträts Frauen, die Opfer von Feminizid, Misogynie (Frauenhass) und Misogynoir geworden sind. Der Begriff “Misogynoir” wurde erstmals von der afro- amerikanischen feministischen Wissenschaftlerin und Aktivistin Moya Bailey verwendet und widmet sich speziell schwarzen Frauen die zusätzlich anti-schwarzem Rassismus ausgesetzt sind. Die schweizerisch-sudanesische Politikerin und Berufsfeministin Mandy Abou Shoak berichtete am letzten internationalen Frauentag im Zürcher Kantonsrat, dass in der Schweiz für Frauen die eigenen vier Wände die gefährlichsten sind. Dass die Kantonspolizei Zürich täglich 20-mal wegen häuslicher Gewalt zur Hilfe gerufen wird. Dass sich bei Menschen mit Behinderungen, rassifizierten Menschen und Queers die Gefahr potenziert. Dass im Kanton Zürich im Durchschnitt alle zwei Wochen eine Frau durch Mord – verübt durch ihren Partner oder Ex-Partner – ihr Leben verliert. Schweizweit wird die Polizei 20’000-mal im Jahr wegen häuslicher Gewalt an Frauen alarmiert. Die Dunkelziffer ist viel höher. Die amerikanische feministische politische Aktivistin, Philosophin, Wissenschaftlerin und Autorin Angela Y. Davis sprach 2019 in Island an einer internationalen Konferenz, die sich der #metoo Bewegung widmete, und sagte, dass geschlechts-spezifische Gewalt eine weltweite Pandemie sei.

Neben den Porträts von Sasha Huber sind eine Auswahl von Petri Saarikkos Bildern zu sehen, die in diesem Kontext symbolisch für Solidarität stehen und Licht in die Dunkelheit bringen.

Öffnungszeiten Do 18 – 20 Uhr, Fr 16 – 18 Uhr, Sa/So 12 – 16 Uhr

Ausstellungsdauer 15.03. – 04.05.2025

www.vebikus-kunsthalle-schaffhausen.ch
pascallampert.kleio.com
www.kuenstlerarchiv.ch/pascallampert
www.atelierdagiast.ch
sashahuber.com

Location:
Vebikus Kunsthalle Schaffhausen
Baumgartenstrasse 19
8200 Schaffhausen
Switzerland

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