Exhibition
in Emmenbrücke / Switzerland
- Pia Fries: barban, 2015, Ölfarbe und Siebdruck auf Holz, 140 x 200 cm, Courtesy Pia Fries und Mai 36 Galerie, Zürich, Foto: Achim Kukulies, Düsseldorf
Pia Fries (*1955 in Beromünster, lebt und arbeitet in Düsseldorf), die 2014 mit dem Kunstpreis der Stadt Luzern ausgezeichnet wurde, hat die Malerei in ihrer über dreissigjährigen Tätigkeit in einem elaborierten Zusammenspiel von Linie und Farben beharrlich weiterentwickelt. Die Ausstellung “Windhand Laufbein”, zu der ein Künstlerbuch mit gleichnamigem Titel erscheint, zeigt eine neue Werkgruppe von Pia Fries. Diese hat sie eigens für die Räume der Kunstplattform akku geschaffen. Die Papierarbeiten und Bilder vermitteln damit einen Einblick in ihr aktuelles Schaffen.
Intensität und Leichtigkeit, zwei vermeintlich entgegengesetzte Tendenzen, beseelen die 2015 entstandenen Bilder von Pia Fries. Gekonnt orchestriert sie die Farbe, bearbeitet diese mit leidenschaftlicher Hingabe und versetzt somit den weissen Bildträger in Vibration. Hier und da blitzen unter den Farbschichten herrenlose Gliedmassen hervor. Die muskulös modellierten Körperteile stammen aus der berühmten Kupferstich‐Folge der Stürzenden von Hendrick Goltzius (1558‐1617) und verzahnen sich lustvoll mit der Malerei von Pia Fries.
Tantalus, Ikarus, Phaethon und Ixion, vier mythologische Himmelsstürmer, werden bei Goltzius in einer Momentaufnahme im taumelnden Kampf gegen die Erdanziehung dargestellt. Das Gefühl der Schwerelosigkeit und der Verlust der Orientierung in der Vorlage potenzieren sich mit dem Schwung und der Bewegung der malerischen Geste. Gleich einer farblichen Parallelwelt fügen sich die kompositorischen Handgriffe mit einer Selbstverständlichkeit mit den aufgedruckten Bildfragmenten zusammen. Trotz der Aktionsdichte wirken die Arbeiten erstaunlich puristisch, man könnte geradezu geneigt sein, von einer akzentuierten Reduziertheit zu sprechen.
“chamsin”, “karaiol” oder “nemen”, wie die Bildtitel lauten, hat Pia Fries den Winden und Windsystemen entliehen. Unweigerlich eröffnen sich im Wissen um die Herkunft der Bezeichnungen poetisch gefärbte Stimmungsbilder, die jedoch auch ein gewisses dramatisches Potenzial in sich tragen. Unberechenbar, gewaltig, reinigend – auch im übertragenen Sinn – können Winde sein. Zerstörung und Erneuerung liegen so nah beieinander, sodass die Bilder sowohl von Schwermut als auch von Euphorie erzählen.
Zur Ausstellung erscheint ein Künstlerbuch mit einem Typoskript von Lisa Kränzler. Herausgeber: Stiftung akku Emmen, Natalia Huser. Edizioni Periferia, Luzern / Poschiavo
Öffnungszeiten Mi-Sa 14 – 17 Uhr, So 10 – 17 Uhr (Freitags freier Eintritt)
Location:
Kunstplattform akku
Gerliswilstrasse 23
6020 Emmenbrücke
Switzerland