Exhibition
in Thun / Switzerland
- Reena Saini Kallat: Siamese Trees (Pine-iscus), 2018-2019, Metall, elektrischer Draht, Leiterplatten, Armaturen, 66 x 51 cm, Privatsammlung
- Reena Saini Kallat: River Drawings, 2021, Gouache, Kohle, Graphit, Nägel und elektrischer Draht auf geprägtem, Laser-geschnittenem Arches-Papier, je 81 x 112 cm, Studio Reena Kallat
- Reena Saini Kallat: Deep Rivers Run Quiet, 2020, Gouache, Kohle und Farbstift auf Büttenpapier, je 109 x 76 cm, Burger Collection, Schweiz
- Reena Saini Kallat: Chorus I, 2015-2019, lackiertes FRP, Metall, Lautsprecher, 5 Min. 11 Sek., einkanaliger Ton, 244 x 173 x 142 cm, Studio Reena Kallat
Die Sommerausstellung widmet das Kunstmuseum Thun Reena Saini Kallat. “Deep Rivers Run Quiet” ist die erste Einzelausstellung der Künstlerin in der Schweiz.
Reena Saini Kallat beschäftigt sich in ihren multimedialen Werken unter anderem mit nationalen und geografischen Grenzen. Sie fokussiert dabei geopolitische Grenzkonflikte und deren Auswirkungen auf Umwelt und Mensch. Ihre Arbeiten thematisieren insbesondere Konflikte um Wasser sowie die menschverursachte Wasserknappheit in Grenzgebieten und Kulturlandschaften. Darüber hinaus zeigt die Künstlerin eindrücklich, welche Konsequenzen die koloniale Geschichte auf das Schicksal der Menschen in Grenzregionen hat, sichtbar beispielsweise bis heute an deren “Narben” in Pakistan und Indien. Die Künstlerin befasst sich nicht nur mit umkämpften Territorialgrenzen, sondern auch mit sozialen und psychologischen Barrieren. Sie selbst ist von der Trennung ihrer Familie durch die Emigration aus Lahore (Pakistan) betroffen. Über Materialien, u.a. Elektrodraht, lässt sie gewaltsame Trennung wie auch die verbindende Funktion des Drahts spürbar werden.
In der Werkgruppe “Siamese Trees” (2018-19), ist der Elektrodraht die Basis für geflochtene Baumobjekte, die in ihrer Form “Grüne Lungen” verbildlichen. Draht ist hier vor allem leitendes Medium, das analog der Blutgefässe im menschlichen Körper die Nährstoffe einer hybriden Pflanzenart aufnimmt.
In Werkgruppen zum Thema Nationalstaat und den teilweise absurden Bedeutungen nationaler Symbole befasst sich die Künstlerin mit der typischen Flora und Fauna von miteinander in Konflikt stehenden Nationalstaaten, etwa Indien und Pakistan oder den USA und Mexiko. So in der mehrteiligen, multimedialen Serie “Hyphenated Lives” (2014), anhand von tierischen und pflanzlichen Hybriden.
Eine ihrer bekanntesten Arbeiten, die grossformatige Installation “Woven Chronicle”, interpretiert Kallat eigens für Thun neu, indem sie sie um zusätzliche Bedeutungsebenen erweitert:
“Die neue Version von “Woven Chronicle” im Kunstmuseum Thun verdeutlicht den Einfluss der Menschen auf die Umwelt durch einen Farbcode, der die verschiedenen sogenannten ökologischen Fussabdrücke der einzelnen Länder veranschaulicht. Wenn der ökologische Fussabdruck einer Bevölkerung ihre Biokapazität übersteigt, besteht in dieser Region ein Biokapazitätsdefizit. […] Mit dieser Visualisierung von ökologischen Schuldnern und Gläubigern will das Global Footprint Network den Dialog über die zunehmende Bedeutung der Biokapazität anstossen. Die Karte unterscheidet zwischen dem hohen Lebensstandard des Nordens und dem niedrigeren Lebensstandard des Südens, wobei es nach diesem Massstab zu einer Umkehr der Rollen kommt: Der Süden schneidet hier relativ gut ab, während der Fussabdruck des Globalen Nordens deutlich grösser ist als seine Biokapazität,” so die Künstlerin.
Reena Saini Kallat, geboren 1973 in Delhi, lebt und arbeitet in Mumbai. Abschluss Studium der Malerei an der Sir J.J. School of Art in Mumbai (1996).
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag Hatje Cantz, Berlin. Mit Texten von Diana Campbell und Helen Hirsch, 120 Seiten.
Öffnungszeiten Di-So 10 – 17 Uhr, Mi 10 – 19 Uhr
Ausstellungsdauer 10.06. – 03.09.2023
Location:
Kunstmuseum Thun
Thunerhof / Hofstettenstrasse 14
3602 Thun
Switzerland