Exhibition
in Zürich / Switzerland
Only rarely have images of decline and decay so mesmerized us with their fascination and terror. Damaged butterflies and beetles as well as the faces of younger and older people on whom life has left its mark emerge out of a dark, Caravaggesque background. With their enormous presence and their staring eyes directed towards the viewer, they seem to demand a dialogue. Wilted or almost withered flowers in vases and stuffed animals represent exemplary memento mori motifs.
These extraordinary photographs shot with an analogue camera depict simple motifs or scenes, which Brigitte Lustenberger (b. 1969 in Zurich) has used chiaroscuro effects and sometimes theatrical compositional devices to stage in a highly aesthetic manner. They are presented as printed images, in lightboxes or as projected slides and they also testify to the artist’s interest in the medium itself, its history and the ambivalence between the technical device and the subjective image. The photographer deals with the concept of the gaze, for example, through the sparingly arranged images, which stimulate viewers to from associations. She steers her audience’s gaze in a particular direction, simultaneously charging the image with meaning, for example, when a pregnant woman looks angrily and perplexedly into a corner, thus providing an ideal object for our projections.
The Pictorialist-like impression and staging of Brigitte Lustenberger’s photographs recall the framed video images of Gabriella Gerosa, who has brought new life to numerous still lifes, genre paintings and interiors created in the European tradition and composed in the manner of the Old Masters. This impression is intensified through her always stationary camerawork. Time seems to stand still and a dream-like atmosphere emerges, unfolding a suggestive power whose strength is comparable to that familiar from Lustenberger’s photographs.
With her “memento mori” images, Brigitte Lustenberger seeks to come to grips with the mystery of time. It is well known that its personification, Chronos, devours all of his children – in the sense that everything is lost and disappears in the dark recesses of time. Here, Zeus forms an exception as a representative of power whose myth could be interpreted in the sense that those who gain power over themselves, that is, over their shortcomings, also gain power over time. The task is to tear the essence from the clutches of time and, in this way, to arrive at the corresponding experiences or, otherwise, to be swallowed up by Chronos. By contrast the self-aware human being encounters Chronos in the form of a wise old man who transforms time into a path leading to himself. Considered in the light of this myth, Brigitte Lustenberger’s photographic works show the artist occupied with the halting of time and death, on the one hand, and striving to perpetuate vitality in the captured image, on the other. Between these two semantic dimensions, Brigitte Lustenberger permits us to trace down an equally familiar and foreign world full of intimations and riddles.
Dominique von Burg, July 2016
Gallery hours Mon-Fri 10 am – 6 pm, Sat 11 am – 4 pm
“Noch selten haben uns Bilder des Zerfalls und der Verwesung so in Bann gezogen, in ihrer Faszination und in ihrem Schrecken. Havarierte Schmetterlinge und Käfer, vom Leben gezeichnete Gesichter jüngerer und älterer Menschen tauchen aus einem Caravaggio’esken dunklen Bildgrund auf. Die Augen mit festem Blick auf den Betrachtenden gerichtet, scheinen sie in ihrer ungeheuren Präsenz ein Zwiegespräch zu fordern. Verwelkte oder fast verdorrte Blumen in Vasen und ausgestopfte Tiere repräsentieren exemplarische Memento Mori Bilder.
Die aussergewöhnlichen, analog fotografierten Bilder zeigen schlichte Motive oder Szenen, die Brigitte Lustenberger (*1969, Zürich) mit Chiaroscuro-Effekten auf eine höchst ästhetische Weise und zuweilen mit theatralischen Gestaltungsmitteln inszeniert. Präsentiert sind sie als gedruckte Bilder, in Leuchtkästen oder als Dia-Projektionen und sprechen zudem vom Interesse der Künstlerin am Medium an sich, seiner Geschichte, sowie der Ambivalenz zwischen dem technischen Apparat und dem subjektiven Bild. Das Konzept des Blickes verhandelt die Fotografin etwa anhand der sparsam disponierten Bilder, welche die Betrachtenden zu Assoziationen anregen. Die Fotografin lenkt den Blick des Publikums in eine bestimmte Richtung und lädt damit gleichzeitig ein Bild mit Bedeutung auf; so wenn eine Schwangere erzürnt und ratlos in eine Ecke blickt und ein entsprechend ideales Projektionsobjekt abgibt. Brigitte Lustenbergers pikturalistisch anmutende und inszenierte Fotografien suggerieren die gerahmten Videobilder von Gabriella Gerosa, die vielfach altmeisterlich komponierte Stillleben, Genres oder Intérieurs in abendländischer Tradition wieder aufleben lässt. Dieser Eindruck wird durch die stets fixierte Kameraführung verstärkt. Die Zeit scheint stillzustehen und eine traumartige Atmosphäre kommt auf, die eine ähnlich starke suggestive Kraft entfaltet, wie wir sie von Lustenbergers Fotografien kennen.
Mit ihren “Memento Mori” Bildern sucht Brigitte Lustenberger dem Mysterium der Zeit beizukommen. Dessen Personifikation ist Chronos, der bekanntlich alle seine Kinder frisst, insofern als sich alles im Dunkel der Zeit verliert und auflöst. Eine Ausnahme bildet da Zeus als Repräsentant der Macht, dessen Mythos man dahin gehend deuten könnte, dass, wer Macht über sich selbst gewinnt, sprich über seine Unzulänglichkeiten, auch Macht über die Zeit erlangt. Es gilt die Essenz den Klauen der Zeit zu entreissen und daraus die entsprechenden Erfahrungen zu erzielen oder andernfalls von Chronos verschlungen zu werden. Dem bewussten Menschen hingegen begegnet Chronos als weiser Alter, der die Zeit in einen Weg zu sich selbst verwandelt. Die Fotoarbeiten von Brigitte Lustenberger im Lichte dieses Mythos betrachtet, zeigen die Künstlerin einerseits mit dem Anhalten der Zeit und dem Tod beschäftigt und andererseits danach strebend, die Lebendigkeit im festgehaltenen Bild zu perpetuieren. Zwischen diesen beiden Bedeutungsdimensionen lässt uns Brigitte Lustenberger eine zugleich vertraute und fremde Welt voller Ahnungen und Rätsel aufspüren.”
Dominique von Burg, Juli 2016
Öffnungszeiten Mo-Fr 10 – 18 Uhr, Sa 11 – 16 Uhr
Location:
Christophe Guye Galerie
Dufourstrasse 31
8008 Zürich
Switzerland