Exhibition

in Schaffhausen / Switzerland
19.08.2023 - 08.10.2023 00:00
Othmar Eder - Die Stadt in den Augen

Die Zeit geht in den Werken von Othmar Eder auf Reisen, sowohl auf eine Zeitreise als auch auf eine Reise zu sich selbst. Zeit und Raum sind Faktoren, die wir dem Leben einschreiben, sie dienen dazu, unserem Leben eine Struktur zu geben. Doch in Wirklichkeit existieren Zeit und Raum nicht linear, wir sind alle Energie in einem unendlichen Raum in einer unendlichen Zeit. Mit diesem Gedanken bekommen Zeit und Raum eine andere Dimension.

Othmar Eder geht in seinen Arbeiten oft zurück zum Ursprung, zur Quelle des Lebens und zum Wesen des Daseins. Es sind die elementaren Dinge der Natur, die ihn interessieren und faszinieren, die ruhigen Momente, die unauffällig sind, vergessen, beiseitegelegt, fern des Lauten, Künstlichen. Tiere tauchen in seinen Bildern auf, zart, poetisch, wie in dem Video, das einen Schmetterling kreisend in einem Brunnen zeigt, oder das Buch im Ameisenhaufen, das von den kleinen Tieren erobert wird. Ein Wasserläufer zieht seine Bahnen auf dem Wasser, hinterlässt Linien, schafft zarte Muster auf einer bewegten Oberfläche.

Es sind die verlassenen Gebäude, die ihren Reiz auf ihn ausüben und ihn magisch anziehen, Orte, die Spuren der Zeit tragen, Spuren von Menschen, die darin lebten und arbeiteten. Er geht diesen Spuren nach und erweckt vernachlässigte Plätze und Wege wieder zum Leben. Fündig wird er dabei bei seinen vielen Reisen nach Lissabon, eine Stadt, die ihm von Beginn an sehr ans Herz gewachsen ist, aber auch bei seinen Aufenthalten in Genua. Die Mentalität der Menschen, die Kultur, das Leben, die Farben und Stimmungen hallen in seinem Herzen und in seinen Arbeiten nach und geben uns beim Betrachten die Möglichkeit, ihn auf seinen Reisen zu begleiten und durch seine Augen in eine neue alte Welt zu blicken. Ausschnitte von Orten werden zu Stillleben, wo sich die Vergänglichkeit breit gemacht hat, Orte, die in ihrem schrittweisen Verfall eine eigene Schönheit entwickeln, eine Geschichte erzählen. Architektur sieht er im Spiegel der Zeit, architektonische Formen werden von einem anderen Winkel aus betrachtet.

Fundstücke und Gegenstände, die er oft auf Flohmärkten findet, bekommen ein neues Leben eingehaucht. Postkarten werden zigfach vergrößert und in feiner, geduldiger Arbeit mit Bleistift oder Farbstift wiedergegeben. Othmar Eder verwendet oft das früher bekannte Kohlepapier, das man zum Durchpausen verwendete, um in Detailarbeit Zeichnungen anzufertigen und sie mit einer weichen, atmosphärischen Wirkung auszustatten. Er bedient sich außerdem der Technik des Pigmentdrucks und des Fotodrucks, um Bilder in kleiner Auflage herzustellen.

Staubspuren auf alten Fotos, Plakaten und Büchern bekommen ein Eigenleben, ja eine neue Wertigkeit, eine neue Dimension. Licht fällt in manchen Bildern durch Fenster und führt unseren Blick zu vergessenen Winkeln. Die zum Teil monochromen Bilder erhalten des Öfteren einen farbigen, aufhellenden Moment, die Farben sind pudrig, atmosphärisch, die dargestellten Szenen wirken wie aus dem Rahmen der Zeit gefallen. Othmar Eder spürt Momente auf, er erkennt Motive, sieht Situationen, er sucht nicht, er findet. Er schenkt den kleinen Dingen, dem Nebensächlichen Beachtung und gibt ihnen damit eine neue Bedeutung, eine Ästhetik, eine Wertschätzung. Zeit darf sich bei ihm Zeit lassen. Augenblicke dürfen ein längeres Leben haben. Momente werden zur Ewigkeit. Vergängliches bekommt eine neue Dauer. Fern der heutigen Schnelllebigkeit, der Reizüberflutung und des Hetzens von einem Ort zum anderen, von einer Tätigkeit zur anderen, sieht Othmar Eder das Leben in seiner Vielfalt in gelassener Ruhe. Durch diesen Blick auf das Stille, Beiläufige, nicht Beachtete bekommen seine Bilder eine Poesie, bekommen Erinnerungen einen neuen Wert. Er gibt dem Zufall einen Raum, um sich zu entfalten, und er gibt der Vergangenheit die Chance in die Gegenwart und Zukunft zu wirken und Spuren in uns und im Leben zu hinterlassen. (Textauszug: Dr. Tanja Gurke, Geschäftsleiterin des Grazer Kunstvereins und Kuratorin)

Othmar Eder (* 1955) in Kufstein, Österreich. 1977 bis 1982 Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, lebt und arbeitet seit 1982 in der Schweiz, seit 2001 in Stettfurt TG. Er arbeitet mit verschiedenen Medien wie Zeichnung, Video, Fotografie, Malerei und Objekt. Regelmässige Ausstellungen in der Schweiz, in Österreich und Deutschland. Zweimal juriert für die “Heimspiele” in der Kunsthalle und im Kunstmuseum St. Gallen. Zahlreiche Werke in privaten und öffentlichen Sammlungen. Kunst am Bau Sekundarschule Halingen, Raiffeisenbank Wängi und Thurgauer Kantonalbank. Förderbeiträge und Stipendien von den Kantonen Thurgau, Schaffhausen und Zürich sowie von der Stadt Weinfelden, der Stadt Wien, vom Österreichischen Bundesministerium für Unterricht und Kunst, vom Land Tirol und von der UBS Kulturstiftung.

Öffnungszeiten Do 18 – 20 Uhr, Fr 16 – 18 Uhr, Sa/So 12 – 16 Uhr

Ausstellungsdauer 19.08. – 08.10.2023

www.vebikus-kunsthalle-schaffhausen.ch
www.othmareder.ch

Location:
Vebikus Kunsthalle Schaffhausen
Baumgartenstrasse 19
8200 Schaffhausen
Switzerland

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